Vielleicht geht es Euch ähnlich: Die Nachrichten von Putins Krieg in der Ukraine haben die Menschen in meinem Umfeld auf ganz unterschiedliche Weise mitgenommen. Viele fühlen sich hilflos, gelähmt, auch ängstlich. Andere sind voller Tatendrang und wollen unbedingt etwas tun. Bei manchen kommt alles zusammen. Und natürlich müssen wir bei diesem Krieg nicht tatenlos zusehen. Für diese Heiterblick-Ausgabe habe ich zehn Ideen zusammengetragen, was man jetzt von Leipzig aus tun kann:
-
Spenden. Geld oder brauchbare Dinge können bei Menschen aus der Ukraine viel ausrichten, ob noch vor Ort, auf der Flucht oder hier angekommen. Sie helfen auch den Spendenden selbst, weil sie das Gefühl bekommen, etwas getan zu haben. Der einfachste Weg, Geld zu spenden, ist die Crowdfunding-Plattform der Leipziger Gruppe. Sachspenden kann man im Leipziger Süden vorbeibringen: An den Tierkliniken 42, täglich von 7 bis 17 Uhr (Halle S 3 / Südhalle). Benötigt werden vor allem Dinge wie Schlafsäcke, Powerbanks, Medikamente. Am besten nachfragen. Explizit nicht: Kleidung. Einen Überblick über viele weitere Aktionen gibt unser LVZ-Blog “Leipzig hilft”.
-
Hinfahren. Wer sich auf langen Fahrten wohl fühlt, Zeit und ein großes Auto hat, könnte auf die Idee kommen, selbst an die ukrainische Grenze zu fahren. Ich war kürzlich dort. Und das ist gar keine schlechte Idee. Zum einen, um Spenden vorbeizubringen (siehe 1.). Oder auch, um Menschen abzuholen, die eine Mitfahrgelegenheit nach Deutschland brauchen (siehe 3.). Eine gute Anlaufstelle ist das Flüchtlingslager „Korczowa Dolina“, ein stillgelegtes Einkaufszentrum an der polnischen Grenze, wo zur Zeit Tausende ausharren. Das Lager ist gut organisiert, am Eingang gibt es einen Infodesk, über den man eine Rückfahrt nach Deutschland anbieten kann. Für eine Unterkunft am Zielort sollte aber gesorgt sein.
-
Aufnehmen. Ich habe in diesen Tagen von WGs gehört, die Geflüchtete aus der Ukraine bei sich aufnehmen wollen. Eine starke Idee. Aber man sollte sich das gut überlegen – und im besten Fall mit einer Organisation zusammenarbeiten, die das Zimmer an Bedürftige vermittelt und alle nötigen Fragen klärt, zum Beispiel Zusammenleben Willkommen oder Unterkunft Ukraine oder Bürgerbeteiligung Sachsen.
-
Informieren. Ich bin fest davon überzeugt: Wenn ein Diktator eine Demokratie angreift, ist es wichtig zu verstehen, was passiert und warum es passiert. Mir persönlich hilft es sehr, informiert zu bleiben. Neben üblichen Quellen wie der Lokalzeitung oder dem Tagesschau-Ticker mag ich zur Zeit sehr den Telegram-Channel von The Kyiv Independent. Wer auf Twitter unterwegs ist, kann der von CNN-Reporter Daniel Dale kuratierten Ukraine-Liste folgen. Auch die Netflix-Serie “Winter On Fire: Ukraine’s Fight for Freedom” erzählt stark von den Maidan-Protesten und damit den Hintergründen des Krieges.
-
Nicht informieren. Genauso wichtig wie dauernd up-to-date zu sein, ist es meiner Meinung nach, gezielt abzuschalten. Also das Gegenteil vom “Doom-Scrolling”, bei dem man immer tiefer in den Sog negativer Nachrichten scrollt. Vielleicht wurde kein Konflikt zuvor so bildreich dokumentiert wie der jetzige. Wie man mit bedrückenden Nachrichten umgehen kann, hat die Psychologin Christina Berndt kürzlich mit Leserinnen und Lesern der Süddeutschen Zeitung diskutiert.
-
Klappe halten. Ich finde: In Zeiten der Krise gehört die kommunikative Sphäre den Expertinnen und Experten. Denen, die Ahnung haben. Laut vorgetragenes Halbwissen, Hot Takes oder nachdenkliches Blabla hilft niemandem. Auf Twitter oder Instagram bekommt derzeitig aber das Gefühl, es gäbe eine Art Wettbewerb, wer am besten informiert oder wer am meisten betroffen ist. In Wahrheit verstopfen uninformierte Tweets und performativer Aktivismus aber nur die Netzwerke und machen es schwerer, die wirklich wichtigen Stimmen wahrzunehmen.
-
Weitersagen. Das bedeutet natürlich nicht, dass es nicht auch wichtig bleibt, gute und interessante Nachrichten und Storys weiterzutragen – und Fake News entschieden entgegenzutreten. Insbesondere, weil Putins Propagandakrieg natürlich längst bis zu uns reicht. Dagegen können wir uns engagieren, indem wir widersprechen.
-
Kontaktieren. Viele Ukrainerinnen und Ukrainer sind in diesen Tagen enorm beschäftigt, weil sie sich um ihr Land und ihre Landsleute kümmern, auch hier in Leipzig. Aber oft sind sie auch einsam. Wer mit Menschen aus der Ukraine (oder mit ukrainischen Wurzeln) befreundet ist, kann sich bei ihnen melden. Oder Blumen vorbeibringen.
-
Demonstrieren. Was in Russland verboten ist, kann man hier tun: Gegen den Krieg demonstrieren. Auf unserem “Leipzig hilft”-Blog werden wir die kommenden Aktionen bekanntgeben.
-
Hoffnungsvoll bleiben. Das lohnt sich immer.
|
|