Letztes Wochenende saß ich mit einem Freund in einer prall gefüllten Kneipe und als wir wieder auf die kalte Straße traten, winkte uns von gegenüber ein rauchender Mann im T-Shirt heran.
T. hatte im Hinterzimmer seines Ateliers gekocht, aber das Abendessen war zu einer kleinen Party ausgewachsen. Es lief laute Musik, es kamen noch mehr Leute aus der Straße dazu (in Sachsen darf man sich aktuell zu zehnt treffen wenn alle geimpft sind, wir waren neun), es wurde voll, eng und schwül wie kurz vor einem Gewitter.
Viele Menschen an einem Ort – dank der Impfung gibt es das wieder. Nur ein Ort bleibt seltsamerweise geschlossen: der Nachtclub, die Disco.
In 21 von 23 Pandemiemonaten waren die Clubs zu. Bei jedem Lockdown machten sie als erste dicht und als letzte wieder auf. Dabei könnten sie so sichere Orte sein. Berliner Betreiber haben ermittelt, dass ihr Publikum zu 82 Prozent doppelt geimpft ist. Viele Clubs schlagen vor, dass sie ihre Gäste vorab PCR-testen.
Doch, muss man. Clubnächte sind für viele Menschen Familientreffen, weil sie keine herkömmliche Familie haben (oder sie zu weit weg ist). Clubs sind beflügelnde Orte, an denen man sich nächteweise von der Realität loskoppeln kann, um Montagmorgen umso energischer wieder an ihr teilzunehmen.
Vor einer Weile ist mir klar geworden, dass Clubs noch einen Zweck erfüllen, der jeden Konservativen, jeden Law-and-order-Verfechter zum glühenden Club-Aktivisten machen müsste. Denn Clubs haben, selbstverständlich, auch eine ordnende Funktion. Sie sind eben nicht nur zum Spaß da, sondern sie geben der Nacht einen Rahmen.
Was wäre eine Stadt, in der es gar keine Clubs gibt? Vermutlich wie eine Stadt ohne Ampeln und Zebrastreifen – sie endet im Chaos. Also lasst sie nicht sterben. Macht endlich die Clubs wieder auf!