Freunde von mir planen eine Reise in die Toskana. Sie wollen ein großes Haus mieten. Wer mit will, soll sich in eine Excel-Tabelle eintragen. Die Tabelle verschickten die Freunde mit einem Hinweis: Man möge bitte den Arbeitslaptop zu Hause lassen. “Wir wollen das Leben feiern und keinen Co-Working machen.”
Ich fand das gut. Wenn andere arbeiten, während ich frei mache, werde ich nervös. Zum Beispiel in Cafés, in denen viele aufgeklappte Laptops ihre Besitzer anleuchten.
Der Arbeitende mag ja von den lässigen Vibes um ihn herum profitieren, aber was genau habe ich davon? Er selbst strahlt ja nur Hektik und Anstrengung aus?
In meiner alten Straße, der Kolonnadenstraße, hat sich in den letzten Jahren viel verändert. Manches zum Guten: Es gibt jetzt einen sehr guten Buchladen dort, der sogar seinen Vorgänger würdigt, indem er das alte Schild dran ließ: Магазин, ein russisches Spezialitätengeschäft. Sie sagen: “Wir konnten uns nicht richtig davon trennen.”
Zuletzt gab es in der Straße einige Veränderungen, die ich nicht so gut finde. In eine Galerie zog ein IT-Büro. Und am Ende der Straße soll nun ein Co-Working-Space entstehen. Es wird immer mehr gearbeitet in meiner Straße, sodass ich mich frage, ob ich dort überhaupt noch gern sein will.
Man sieht das ja immer öfter beim Spazierengehen: Große Schaufenster, hinter denen Menschen angestrengt auf Bildschirme schauen. Besonderes sonntagabends ist das schlimm, ich zucke dann immer kurz zusammen. Es ist eine ausgestellte Performance von Leistungsfähigkeit, die oft im verglasten Fitnessstudio fortgesetzt wird.
Natürlich, hart zu arbeiten ist ein Statussymbol und deshalb ist es ganz toll, wenn besonders viele davon erfahren.
Nein. Ich bin dagegen. Parallel zur autofreien Innenstadt fordere ich arbeitslose Fußgängerzonen. Ich fordere die kostenlose Abgabe von Milchglasfolie. Ich bin dagegen, dass arglose Passanten ungefragt zu Motivationsschüben verhelfen sollen.
Und jetzt pack deinen Laptop weg. Wir wollen das Leben feiern und nicht dein Co-Working-Space sein.